New York City - 4th of July, Teil II - Home Is Everywhere

von Christina Antoniadou

 

Drop me off in Harlem*

 

 

Zufrieden mit uns und der Welt und mit der Vielfalt der Informationen, die wir durch die interessante Cloisters-Tour vermittelt bekommen haben, steigen wir – also meine Freundin und ich – wieder in den Bus ein. Wie gut, dass die Zwillingstöchter meiner Freundin heute im Hotel geblieben sind und wir uns ohne sie auf den Weg hierher gemacht haben. So wie ich sie kenne, hätten sie uns nur unnötig und wiederholt daran erinnert, dass ihr Bedarf an Museumsbesuchen vorerst gedeckt ist.

Der Bus nimmt uns mit arktischen Temperaturen in Empfang, sodass ich erneut mein Tuch aus der Tasche wühlen muss. Während ich mit meinen Gedanken immer noch bei The Met Cloisters und den Säulen bin, die mühevoll nach Amerika verfrachtet wurden, bahnt sich der Bus seinen Weg gen Süden. Bibbernd lasse ich meinen Blick hinausschweifen, wo schwitzende Leute apathisch am Straßenrand stehen und denen der Schweiß in kleineren und größeren Bächlein herunterrinnt. Draußen muss es wohl so heiß sein, dass es für jemanden, der über die notwendige Fantasie verfügt, ein Leichtes wäre, auf dem Asphalt Spiegeleier zuzubereiten. Wir stehen an einer Ampel und wenn ich dem Stadtplan glauben darf, befinden wir uns gerade mitten in Harlem. Diese Feststellung trägt entschieden dazu bei, dass ich Säulen, Kloster und die Alaska-Temperaturen um mich herum vergesse und mich mit den Augen auf die Suche nach etwas Besonderem mache, was gleichzeitig von touristischem Interesse sein könnte. Mein Blick bleibt tatsächlich an etwas Exzeptionellem hängen, was zwar keine Sehenswürdigkeit im Sinne von Tripadvisor darstellt, jedoch meinen unterkühlten Zustand vergessen lässt und stattdessen mein weibliches Interesse regt.

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Ein junger Mann steht auf dem Bürgersteig und hält eine Wasserflasche in der Hand. Er ist gut gebaut, was sage ich, er sieht perfekt aus, der reinste Adonis, das Sinnbild der männlichen Schönheit schlechthin. Seine ausgebeulte Hose lässt er in Harlem-Manie „saggen“, so nennt man es doch, wenn Jungens ihre pants tief herunterhängen lassen, und sich somit deren Bund so weit unterhalb der Hüfte befindet, dass die Boxershorts darunter zu sehen sind, oder? Bis jetzt fand ich diese Teenager-Mode mit den tief hängenden Hosen und mit freiem Blick auf die Unterhose ja doch etwas gewöhnungsbedürftig. Freiliegende Unterhosen, was soll das? Ich strecke meine Unterwäsche ja auch nicht jedem entgegen.

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Doch jetzt plötzlich finde ich Gefallen an diesem Baggy-Effekt. Besagten jungen Mann könnte man cool nennen, was sage ich, sexy ist er! Die Afrokrause hat er sich wegrasiert, sodass sein wohlgeformtes Gesicht durch die Glatze erst recht zur Geltung kommt. Eine dicke Goldkette baumelt an seinem Hals, seine Brustmuskeln sind angespannt und formen eine Art Kanal. Die Hitze da draußen scheint ihm gehörig zuzusetzen, denn just in diesem Moment, in dem ich jede Bewegung von ihm aufs Genaueste beobachte, führt er die Wasserflasche über den Kopf und hält sie so, dass sie sich langsam auf seinem kahlen Schädel und insbesondere über seinem nackten Oberkörper entleert. Das Wasser rinnt an seiner Brust hinunter, findet seinen Weg an den Muskelpaketen entlang, durch den Kanal hindurch, die eine Art Wegweiser sind. Unglaublich, wie seine Brustmuskeln dabei verführerisch auf und ab hüpfen. Das Wasser rinnt wie im Zeitlupentempo weiter, an seinem muskulösen Bauch hinunter, den bestens geformten V-Muskel – ein absoluter Hingucker – genau in der Mitte teilend und verliert sich irgendwo im Intimbereich, der von der Unterhose – sicher nicht mehr von der weiten Hose – nur notdürftig verdeckt ist. Nachdem mein Blick etwas länger an einer bestimmten Stelle haften bleibt, wandert er weiter Richtung Füße, um weiße Chucks zu erblicken. Natürlich! Was sollte er sonst tragen? Chucks, wie es sich für einen sexy man aus Harlem gehört.

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Ich weiß nicht, wann ich aus meiner Versteinerung, aus meinem Trance-Zustand herausfinde, vermutlich nach einer gefühlten Ewigkeit. Gleiches gilt vermutlich für meine Freundin, die wie paralysiert neben mir sitzt und deren starrer Blick Bände spricht. Wie aufmerksam von der Ampel, dass sie sich so lange Zeit lässt, bis sie wieder zu Grün zurückfindet. Neugierig schaue ich in die Busrunde, um festzustellen, dass wir beide nicht die einzigen sind, denen es so viel Sex Appeal angetan hat. Alle Damen, unabhängigen Alters und Statur, und auch ein junger schmaler Mann, drücken sich seit geraumer Zeit die Nase an der Fensterscheibe platt oder haben sich, je nachdem, wo sie sitzen, schon längst den Hals verrenkt. Kein Zweifel, der muskulöse Männerkörper da draußen zieht magisch die Blicke aller weiblichen – und ganz eindeutig auch dieses einen männlichen – Insassen an. Adonis steht immer noch breitbeinig mit der Wasserflasche da und hält genüsslich die Augen geschlossen, ohne eine Miene zu verziehen.

So lange kann man gar keine Wasserflasche entleeren, denn nach einigen Sekunden müsste doch eigentlich Schluss sein. Sogar hierzulande, wo alle Behälter, Flaschen, Dosen und Tüten auf XXL ausgerichtet sind und man Milch oder Orangensaft in einem 3-Liter-Behälter oder Chips in einer Goliath-Tüte kauft. Ich schöpfe Verdacht: Hier muss sich zweifellos etwas Besonderes abspielen, das nur sekundär mit den Sahara-Temperaturen außerhalb des Busses in Verbindung gebracht werden sollte. Kann es sein, dass wir zufällig an einem Filmset vorbeifahren? Dass hier ein Werbespot gedreht wird? Womöglich für Boxershorts? Oder für Männerdeo? Für Rasierklingen? Familienplanung? Babywindeln? Ich suche die Gegend mit den Augen nach dem Filmteam ab, nach Kameramann, Szenenbildner, Beleuchter und Regisseur, samt dazugehörigem Regisseurstuhl. Nichts dergleichen ist ausfindig zu machen. Dem dürftig bekleideten, perfekt gebauten Kerl ist einfach nur zu heiß. Je länger ich ihn beobachte, desto rücksichtsloser finde ich den Burschen, denn statt das wertvolle Nass zu verschwenden und nur für Sekunden Abhilfe zu schaffen, sollte er nicht nur seinen unbedachten Wasserverbrauch, sondern auch die leidenden Damen im Bus berücksichtigen. Und darum einsteigen. Im tiefgekühlten Bus wird ihm sicherlich ganz anders. Und den weiblichen Insassen – vermutlich auch dem männlichen Exemplar –  ebenfalls. Unser Tiefkühlfach auf Rädern setzt sich wieder in Bewegung, genauso wie die Köpfe aller von den Pfeilen des schalkhaften Liebesgottes Eros Getroffenen, die sich wie auf Kommando langsam nach links drehen, um Adonis und seine zur Schau ausgestellten Muskelpakete noch ein letztes Mal zu bewundern.

Nachdem alle Insassen zur eisgekühlten Realität zurückfinden, kommt wieder Leben in den Bus, man lächelt, man lacht, man tauscht vielsagende Blicke aus, mit Menschen, von denen man vorher nicht einmal realisiert hatte, dass sie neben einem gesessen haben. Eine Dame, die uns gegenüber sitzt, rollt mit den Augen und nickt uns ein stummes OMG, he is the man of my dreams! zu, das ich mit einem schmachtenden Blick quittiere. Als sich die Gemüter beruhigen, besinne ich mich wieder auf meine Identität, nämlich die einer Reisenden und schaue hinaus, dabei fällt mein Blick auf ein Straßenschild: Malcolm X Boulevard. Hatten wir nicht gesagt, dass wir uns diese Gegend aus der Nähe anschauen wollten? Wenn wir schon einmal hier sind. Gesagt, getan.

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Das erste, was uns beim Aussteigen entgegenkommt, ist eine drückende Sahara-Welle ohnegleichen. Einige Minuten sind vonnöten, bis wir uns auch nur annähernd an diese Außentemperaturen gewöhnt haben. Vor allem muss ich mich als Erstes meines Baumwolltuches entledigen, das mich im Bus davor bewahrt hat, zu einem Eiszapfen transformiert zu werden. Benebelt von der Hitze staksen wir los und beobachten dabei interessiert unser neues Umfeld. Eine ältere Farbige kommt uns entgegen, müde und ausgelaugt schaut sie aus, ihre Augen sind leer, fast möchte man meinen, sie sieht durch die Leute, an denen sie vorbeischleicht, hindurch. Mehrere junge Männer gehen nebeneinander, wobei dieser Ausdruck den Hergang nicht wirklich beschreibt, denn eigentlich gehen sie nicht. Sie schlurfen, ohne dabei die Schuhe auch nur ansatzweise vom Asphalt zu erheben, so als hätte man ihre Schuhsohlen mit ein paar Tropfen des berühmten Allesklebers bestrichen. Sie scheinen ihre liebe Not zu haben, die Chucks ohne jegliche Schnürvorrichtung nicht hinter sich liegen zu lassen. Einer von ihnen trägt einen enormen boombox auf der rechten Schulter, aus dem R&B Musik dröhnt, die sicher bis zum Central Park hörbar ist. Ich fühle mich in eins dieser unzähligen Musikvideos hineinversetzt, deren Inszenierung große Ähnlichkeiten mit dieser Straße aufweist. Genauso sieht es bei MTV aus. Unfassbar. Womöglich ist Harlem ein bevorzugter Ort für Dreharbeiten, zumindest habe ich den Eindruck, dass es sich hervorragend für Werbung und Musikvideos anbietet.

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Fasziniert von dem Anblick gehen wir straßauf, straßab weiter. An einer Kreuzung gibt es mehrere Wegweiser, damit sich der unbedarfte Tourist zurechtfindet. Eins davon sticht ins Auge: Apollo Theater, Legendary Harlem performance hall. Einer der bekanntesten Aufführungsorte fast ausschließlich schwarzer Musik, wo Größen wie Ella Fitzgerald, Duke Ellington, Louis Armstrong und später die Motown-Künstler wie Diana Ross und Soulmusiker wie James Brown auftraten. In meinem Reiseführer lese ich, dass diese Hauptsehenswürdigkeit in Harlem Besuchern für historische Führungen offen steht.

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Schon schicken wir uns gut gelaunt an, dem Wegweiser zu folgen, da klingelt mein mobiles Telefon, das ich nie auf Anhieb höre, auch nie auf Anhieb finde, wenn ich es denn einmal hören sollte. An den vielen eingegangenen Anrufen erkenne ich, dass eine der Töchter meiner Freundin der dringlichste Wunsch übermannt hat, mit mir oder mit ihrer Mutter zu sprechen, also rufe ich doch etwas besorgt zurück, um ihr unseren Plan bezüglich des Apollo Theaters zu verkünden. Schon an ihrem Tonfall erkenne ich, dass sie weder meine anfangs gute Laune noch meine Sorge teilt. Im Gegenteil! Den tadelnden Unterton in der Stimme nicht verbergen wollend fragt sie mich aufgebracht: Wo zum Kuckuck steckt meine Mutter? Seit einer halben Stunde versuche ich, sie zu erreichen. Wieso geht sie nicht ran? Schon immer fand ich Personen beeindruckend, denen der Spruch „Der Ton macht die Musik“ nicht geläufig ist und reiche nun – meine Verwunderung über soviel Direktheit nur schwer verbergen könnend – das mobile Telefon an die steckbrieflich gesuchte Mutter weiter. Die Lautstärke, die am anderen Ende verwendet wird, erlaubt es mir, auch die Wiederholung mitzuhören: Mama, wo zum Donnerwetter steckst du? Ich habe dich schon ein paar Mal angerufen und du gehst nicht ran. Unvorbereitet sowohl auf solch einen inquisitorischen Tonfall als auch auf eingehende Kontrollen dieser Art antwortet meine Freundin einfach nur wahrheitsgetreu: Ich habe kein Handy dabei.

Menschen in diesem Alter ist die Vorstellung, ohne mobiles Telefon die Außenwelt zu betreten, fremd: Wie? Du hast kein Handy dabei! Wieso das denn? Das gibt’s doch nicht. Wo um Himmels Willen seid ihr? Wieder antwortet die Mutter der Wahrheit entsprechend: In Harlem. Sendepause. Am anderen Ende kann ich die Angespanntheit fast spüren, die förmlich durch die Leitung übertragen wird und ihren Weg sogar bis zu mir findet. Die Stimme der Tochter überschlägt sich fast, ihr Reservoir an Geduld scheint restlos aufgebraucht zu sein: Harlem? Ihr seid in Harlem? Was zum Henker habt ihr denn in Harlem verloren? Wir warten hier auf euch und ihr treibt euch in Harlem herum? Macht sofort, dass ihr nach Hause kommt! Kleinlaut wagt die Mutter etwas hervorzubringen, was ihre Tochter schlichtweg überhört: Aber wir wollten doch heute … Es ist ein zaghafter Einwand, der die Tochter schier zur Raserei bringt. Mit einem schroffen Mama, kommt sofort zurück! wird dem Ansuchen der Mutter einfach nicht stattgegeben.

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Mehr ist nicht zu vernehmen, ihre Stimme verliert sich anfangs in einem Rauschen, dann tritt Stille ein, der Bildschirm ist schwarz, das smartphone nicht mehr zum Leben zu erwecken, es ist schlichtweg mausetot. Wie immer, wenn man sie dringendst braucht, ist auf die verfluchte Technik kein Verlass. Der Akku ist leer, folglich ist keinerlei Kommunikation mit der Brut möglich, da helfen auch die wüstesten Beschimpfungen wenig. Als mittlerweile zutiefst besorgte Mutter geht man in solchen Fällen vorwiegend alle möglichen Horrorszenarien durch, die Anlass genug für die Aufgebrachtheit der Tochter sein könnten. Also tun wir, wie uns geheißen und lassen Harlem Harlem sein.

In panischer Hast hebe ich meine rechte Hand, – meine Freundin tut es mir nach – damit auch wirklich alle Taxifahrer der Umgebung auf mich aufmerksam werden und rufe ungehalten dem erstbesten genau das zu, was ich schon so oft in amerikanischen Serien und Filmen gesehen und gehört habe, nämlich: taxi, taxi. Der erstbeste gelbe Wagen hält tatsächlich an, mit einem verstörten Bring us to the Kimberley Hotel as fast as you can gebe ich ihm etwas lautstark, aber unmissverständlich zu verstehen, dass es um Leben und Tod geht. Der hilfsbereite Fahrer hat vermutlich mindestens genauso viele amerikanische Serien und Filme wie ich gesehen und weiß, wie man auf solch eine Anweisung zu reagieren hat. Hinzu kommt, dass er meinen flehenden Blick korrekt deutet, sodass einem neuen imposanten New Yorker Taxi-Rekord nichts mehr im Wege steht: Die Strecke Malcolm X Blvd–50th Street bewältigt der gute Mann dank feiertagsbedingten, leergefegten Straßen in etwa 9 Minuten. Ihm sei an dieser Stelle allerherzlichst gedankt!

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Verschwitzt, aufgelöst und schwer atmend stehen die Mutter und ihre Freundin in der Suite, die weder abgebrannt ist, noch Zeichen eines Überfalls aufweist. Auch erfreuen sich die jungen Damen, die wir am Morgen noch erschöpft und in einem Zustand, der Schlaf erfordert, zurückgelassen hatten, bester Gesundheit und blicken uns zwar vorwurfsvoll, aber ausgeruht und nett zurechtgemacht an. Der zuvorkommende Freund, der sich bereit erklärt hat, unsere schweren Koffer mit dem Auto nach Washington mitzunehmen, befindet sich ebenfalls in ihrer Runde. Und allesamt warten sie auf uns. Die Zwillinge möchten diesen Freund sozusagen als Dankeschön für seine Transporttätigkeit zu einem late lunch bzw. early dinner einladen. Zweifelsohne ist nichts dagegen einzuwenden. Etwas verunsichert wage ich zu fragen, aus welchem Grund dies denn ohne unser Beisein nicht vonstatten gehen könne. Auf eine etwas ungeduldige Art und Weise – wie mir scheint – antwortet ein Zwilling, dass nach dem Essen eine Aktivität für die gesamte Mannschaft anstehe. Darum müssten wir jetzt gemeinsam los. Aufgrund des bevorstehenden Tumults sei es sonst höchst unwahrscheinlich, dass man sich auf der Straße finden könne. Mit einem Blick zur Mutter wird ihr Tonfall noch ironischer: Du erinnerst dich Mami, nicht wahr? Heute ist der 4. Juli und da wollten wir uns doch das Feuerwerk anschauen! Alle zusammen! Die letzten zwei Worte betont sie dabei besonders, so als wolle sie ihrer Mutter zu verstehen geben, dass sie in diesem New-York-Urlaub ja auch immer darauf besteht, dass WIR ALLES zusammen unternehmen.

Tatsache ist jedenfalls, dass ich mich an solch eine Vereinbarung nicht erinnern kann und da weder zum Frischmachen noch zum Ärgern Zeit bleibt, trotten wir einfach nur hinter den jungen Leuten, – die urplötzlich ihre verlorene Energie wiedergewonnen haben – her, und zwar in einem etwas lädierten Zustand. Während wir auf den Lift warten, findet ein geflüsterter Informationsaustausch zwischen mir und meiner Freundin statt, nach dem wir beide diesen Kerl verfluchen, der für das ganze Malheur verantwortlich ist. Dieser unsympathische Typ kommt nämlich immer öfter zu Besuch und macht sich uneingeladen in meinem Dachstübchen – und wie es scheint auch in dem meiner Freundin – breit, sodass wir uns jetzt in derart ungepflegter und nachlässiger Erscheinung in New York sehen lassen müssen. Ihm ist es zu schulden, dass wir wichtige Informationen vergessen und es zu Missverständnissen wie just diesem kommt. Wie heißt dieser Bursche doch gleich? So wütend bin ich auf ihn, dass mir nur der Anfangsbuchstabe A seines Namens einfällt. Den Rest bekomme ich nicht mehr zusammen …

Nur kurze Zeit später leistet dieser unangenehme Herr einschließlich seines Namens wieder ganze Arbeit und ist längst wieder meinem Gedächtnis entschwunden. Zu bunt und zu imposant ist das Spektakel, das sich über unseren Köpfen abspielt, als dass lästige Männer dieser Art – unabhängig ihres Namens – noch eine Rolle spielen könnten. Inmitten dieses prächtigen Farbenspiels ruft uns eine der Töchter zu, dass das spektakuläre Feuerwerk von Macy’s – dem größten Warenhausbetreiber der USA – gesponsert wird und angeblich das aufwändigste auf der ganzen Welt sein soll. Mir ist zwar der unbegrenzte Gigantismus der Amerikaner ebenso wie deren Motto The bigger, the better bekannt, trotzdem meine ich, dass der amerikanische Größenwahn mittlerweile Konkurrenz aus Asien bekommen und sich darum relativiert hat. Nachdem allerdings rund 40.000 Feuerwerksexplosionen fast eine halbe Stunde lang am Himmel krachend explodieren, ist es tatsächlich nicht auszuschließen, dass die Tochter der Freundin mit ihrer Behauptung Recht haben könnte. Auch die Zahl der Zuschauer ist rekordverdächtig: Immerhin stehen drei Millionen Menschen dicht gedrängt an den Spots, von denen man aus die beste Sicht auf das bunte Schauspiel genießen kann. Samt und sonders sind sie entzückt davon und auch ich schaue ganz gebannt in die Höhe, ohne die Nackenschmerzen zu realisieren, die mich bei solchen Gelegenheiten heimzusuchen pflegen. Je nach Größe, Form, Farbe, Effekt, Funkenregen und Fontänen lassen wir in harmonischer Einheitlichkeit bewundernde oooooooohs und aaaaaaaahs durch die feierliche Atmosphäre hallen. Die passende Musik aus den Lautsprechern rundet dieses besondere Ereignis ab. Hingerissen von der Darbietung, bin ich mit mir und der Welt zufrieden und denke, dass es eine hervorragende Idee war, nach New York zu kommen. Was für eine Stadt! Nicht umsonst ist New York eins der beliebtesten Reiseziele überhaupt! Keine Frage – die Reise hierher hat sich absolut gelohnt!

 

 

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*  „Drop Me Off in Harlem“ ist ein Lied aus dem Jahre 1933 während der Harlem Renaissance, komponiert von Duke Ellington.

 

Herzlichen Dank an Ute Petkakis für das Gegenlesen!

 

Copyright 2019 Christina Antoniadou / All rights reserved

 

Beitragsbild:https://kid101.com

 

 

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