8. In der Mall - Home Is Everywhere

von Christina Antoniadou

In Johannesburg geht man das Geldausgeben völlig entspannt an. Das ist daran zu erkennen, dass es die potenziellen Käufer nicht sonderlich eilig haben. Einige bringen es tatsächlich fertig, durch die (Shopping-) Malls zu trotten und zu schlurfen, als hätte man ihnen die Schnürsenkel zusammengebunden. Schon ein Blick auf die Rolltreppen genügt, um den Unterschied zu London, wo wir noch bis vor Kurzem lebten, festzustellen. Dort kann man nämlich nicht einfach auf der Rolltreppe gehen und stehen, wie einem zumute ist. Überall weist ein Schild die Fußgänger darauf hin, wie man sich zu verhalten hat. Stand right, go left schimpft es einem überall streng entgegen und eigentlich haben sie sich beim Verb go vergriffen, denn erfahrungsgemäß müsste es run left heißen. Die Menschen in London haben es bekanntermaßen immer eilig. In Joburg dagegen steht man ganz relaxed mitten auf der Stufe einer Rolltreppe und genießt die Ruhe. Niemand würde auf den Gedanken kommen, einen anzustupsen und mit einem zwar höflichen, jedoch bestimmten sorry zur Überholung anzusetzen.

In Johannesburg gibt es also Malls, und zwar derer so viele, dass die entsprechenden europäischen Shoppingcenter von der Anzahl her nicht mithalten können. Am Anfang stößt es mir negativ auf, dass es keine typisch deutsche Fußgängerzone gibt, aber mit der Zeit sehe ich die Vorteile dieses überdachten Konzepts. Diese bestehen darin, dass die Aktivitäten in der Mall mit wetterunabhängigem Konsum verbunden sind, man ist also den Launen des Wetters weder ausgesetzt noch ausgeliefert, weil alles indoor stattfindet. Die Wetterkapriolen können einem gar nichts mehr anhaben. Es ist endgültig Schluss mit pitschnass werden. Ebenso mit wetterbedingten Erkältungen und misshandelter Fönfrisur. Endlich ist den Schuhen eine längere Lebensdauer gesichert, weil man nicht mehr beim Versuch, Pfützen zu überspringen in noch größeren Wasserlachen landet und sich selber samt Wettergöttern verflucht. Kurzum, in Johannesburg wird dafür gesorgt, dass das Einkaufen so gut wie gar nicht beeinträchtigt wird, schon gar nicht durch ungünstige Wetterverhältnisse. Was für ein Konsum-Segen!

In meiner unmittelbaren Nachbarschaft befindet sich die „Rosebank Mall“ und wird, seitdem ich in der Stadt lebe und wahrscheinlich auch bereits eine längere Zeit davor, renoviert. Während dieser Zeit spielen die Geschäftsbesitzer ernsthaft mit Selbstmordgedanken, weil sich kaum ein Kunde hineinwagt. Warum sollte er sich das auch freiwillig antun und kiloweise Staub einatmen oder sein Trommelfell beschädigen? Überall sind nämlich Presslufthammer damit beschäftigt, Wände ein- und Böden aufzureißen. Darum sucht man andere Malls auf, von denen es ja in Joburg zur Genüge gibt, wie beispielsweise Sandton City, die angeblich die größte Mall auf der südlichen Erdballhälfte sein soll. Von dem „Chadstone Shopping Center“ in Melbourne, dem „Canal Walk“ in Cape Town und dem „Gateway Theatre of Shopping“ in Durban wird übrigens eigenartigerweise das Gleiche behauptet. In Zukunft wird es gewiss noch mehr solcher Konstruktionen geben …

Sandton City ist auf den ersten Blick nicht die übersichtlichste Mall auf der Welt, aber welche ist das schon? Vermutlich darf sie sich das als Kandidatin der größten Mall unterhalb des Äquators leisten. Als ich mich das erste Mal hineinbegebe und mich aufgrund der vielen Zwischenetagen, Rolltreppen und Querverbindungen hoffnungslos verlaufe, weder Supermarkt noch die in Reih und Glied nebeneinander stehenden ATM finde, strande ich nach langem Umherirren in einem etwas abstrusen Bereich. Ein Geschäft verwirrt mich besonders mit seinem Angebot und ich komme nicht umhin, es zu betreten. Mit konsterniertem Gesichtsausdruck betrachte ich die Waren, die ich noch nie in einem Geschäft oder sonst irgendwo gesehen habe. An den Wänden hängen sie und lachen mir vorwitzig entgegen. Es sind Waffen in jeder Größe. Sozusagen für jeden Geschmack ist etwas dabei. Und als wäre die Tatsache, dass es Waffen in einer Mall zu kaufen gibt, nicht schon schlimm genug, fällt mein glasiger Blick auf ein Schild: WEAPONS with NO LICENSE required! Diese Mordinstrumente sind also ohne jeglichen Waffenschein erhältlich. Vor meinem geistigen Auge spaziert ein Mann ganz in Schwarz gekleidet, in langem Ledermantel, schweren Stiefeln und Sonnenbrille hinein, begutachtet das Angebot, kann sich allerdings nicht sofort entscheiden, da es wohl verschiedene Anlässe zu berücksichtigen gilt. Er lässt sich seine neue Erstehung nicht einpacken, braucht auch keine Tüte und marschiert mit der neu erworbenen Anschaffung in der Hand mir nichts dir nichts durch die Mall. Ganz nebenbei befördert er dabei ein paar Leute, deren Nasen ihm zu lang erscheinen, ins Jenseits. Aus meinem Albtraum wieder erwacht verlasse ich völlig aus dem Gleichgewicht gebracht das Geschäft und versuche, wie in Trance durch das Labyrinth zu meinem Auto zurückzufinden, was mir nicht gelingen will. Kein Wunder!

Doch zurück zu „Rosebank Mall“, die endlich nach anderthalb Jahren fertiggestellt ist, sodass ich gespannt zum Einkaufen dorthin gehen kann. Ein großer Teil von „Rosebank Mall“ ist unverändert und erinnert weiterhin stark an DDR-Bauzeiten. Fast könnte man den offenen Platz, um den sich die hässlichen, kastenförmigen und einfallslosen Betongebäude reihen, Klein-Alexanderplatz nennen. Also marschiere ich neugierig zum neu eröffneten Teil, von dem ich nicht weiß, wie er vor der Renovierung aussah. Die verwirrten Gesichter vieler einheimischen Frauen lassen mich ahnen, dass sich Einiges hier bis zur Unkenntlichkeit verändert haben muss. Immer wieder höre ich, wie die Frauen sich gegenseitig sagen: This is hectic oder sich gegenseitig fragen, ob ihnen das renovierte Einkaufscenter gefällt und alle scheinen sich in einem einig zu sein: Das jetzige ist schlechter als das alte. Unübersichtlich und unnatürlich, also chaotic and artificial, höre ich immer wieder, weil kein Tageslicht hinein dringt. Verwundert höre ich ihnen zu und verstehe nicht ganz, was gemeint ist, zumal in keine Mall dieser Stadt Tageslicht eindringen kann.

Mich beschäftigt dieser Umstand herzlich wenig, weil ich zu meinem Entzücken die Entdeckung gemacht habe, dass ich in diesem Land Damengröße 36 trage. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal etwas in dieser Größe gekauft habe, aber es dürfte sicher schon etwas über eine halbe Ewigkeit her sein. Meine Freude ist so groß, dass ich statt einer benötigten Hose gleich zwei zusätzliche kaufe, die eigentlich nicht notwendig sind. Stolz wie Oskar würde ich das Schildchen mit der magischen Konfektionsgröße am liebsten vorne neben den Reißverschluss anbringen, damit es auch wirklich jeder sehen kann. Und würde mich jemand einfach anhalten und fragen, so how has your day been so far?, so würde ich nach landesüblichem Usus lekker antworten. Begeistert davon, dass ich nicht mehr länger als vollschlank, sondern nunmehr als richtig schlank gelte, ignoriere ich völlig den Umstand, dass die schwarzen Südafrikanerinnen über ausnehmend pralle Hinterteile verfügen, bei deren Anblick Männer jeder Couleur feuchte Hände bekommen. Der Verdacht liegt nahe, dass ihretwegen die Konfektionsgrößen anders angesetzt sind. Nichts desto trotz stolziere ich zum Lift und schwinge die Tüte mit dem wertvollen Inhalt wie ein Teenager hin und her.

Eine erboste Mitte-Fünfzigerin scheint meine Freude nicht im Mindesten zu teilen, baut sich neben mir auf und wartet auch auf den Lift. Man sieht ihr an, dass sie ihrem Ärger Luft machen will und es dauert nicht lange, bis sie mit einer unverblümten Offenheit damit herausplatzt: Darling, do you like this new mall? Auf diese Frage bin ich zugegebenermaßen nicht wirklich vorbereitet, aber die Art und Weise, wie sie fragt, lässt eigentlich nur bedingt ein Yes zu. Also zucke ich sicherheitshalber mit den Achseln und bringe ein vorsichtiges It’s nice heraus, was neutral wirkt und möglichst wenig Angriffsfläche bietet, während ich mir für den Notfall den geeigneten Wortschatz zurechtlege, um ihr die Geschichte mit meinen drei neuen Hosen zu erzählen. Sie scheint meinen glücklichen Gesichtsausdruck völlig zu ignorieren und gehörig etwas gegen so viel Überdachung zu haben, darum fragt sie mich geradeheraus: Where are we? In freezing Canada? Why isn’t it all open air? Was soll ich als Europäerin bitteschön darauf antworten? Natürlich könnte ich erwidern, dass ich es den Südafrikanern hoch anrechne, dass sie die Konfektionsgrößen so vorteilhaft verschoben haben und mich seitdem gar nichts mehr hier in dieser Mall an den Berliner Alexanderplatz erinnert, aber mein sechster Sinn verrät mir, dass ich es vorziehen sollte, zu schweigen.

Jedenfalls scheint sich das Warten auf den Lift ideal zum Beobachten von Mitmenschen zu eignen. Bei der Gelegenheit lasse ich meine Blicke umherschweifen und sammle Informationen für diese Geschichte. Seitdem ich täglich die bunt gekleideten Afrikanerinnen durch die Mall flanieren sehe, ertappe ich mich wiederholt dabei, wie ich mit Farbzusammenstellungen in Schaufenstern flirte, an denen ich all die Jahre hochnäsig und die Nase rümpfend vorbeigegangen bin. Vermutlich wird meine fade schwarz-blau-graue Garderobe bald eine paar Kleckse in munteren Farben abbekommen. Jedes Mal bin ich sowohl von der fantasievollen Erscheinung der schwarzen Frauen als auch von dem gepflegten Äußeren der schwarzen Männer hingerissen. Ganz zu schweigen von ihren tänzerischen Darbietungen in Clubs und Bars. Sobald sie auf der Tanzfläche erscheinen, können auch die besten weißen Tänzer ihre eingeübten Tanzfiguren kleinlaut einpacken und schleunigst verschwinden.

Die afrikanische Bevölkerung des Landes hat eine Vorliebe für geschmackvolle Details und Accessoires, sie haben wohl erkannt, dass sie ihr Äußeres mit diesem i-Tüpfelchen noch besser zur Geltung bringen können. Ich kann mich einfach nicht des Eindrucks erwehren, dass sich die Schwarzafrikaner jeden Morgen größere Mühe vor dem Spiegel geben als die Weißen. Die fantastischen Hüte mit weitem Rand, die schwarze Frauen aufsetzen und damit erhobenen Hauptes und mit bedächtigem Schritt auf ihren high heels durch die Mall stolzieren, verleihen ihnen etwas Aristokratisches. Oft haben sie ihre Haarpracht geschickt in bunte Turbane gerollt oder eingewickelt, aus denen nur vorne neugierig eine Locke herausschaut. Überdimensionale Ohrringe, die meist bis zur Schulter reichen, sehen sehr edel aus und runden das gepflegte Make up der Frauen perfekt ab. Das Gleiche gilt für bunte Ketten und jegliche Art von Schmuck. Die gewagtesten Farbkombinationen, an die sich keine weiße Frau herantrauen würde, sehen an ihnen wie der letzte Schrei aus Mailand aus. Auch bei fülliger Oberweite, bei ausladenden Popos und breit angelegten hips sieht ein eng anliegender, die kurvenreiche Figur betonender Overall oder ein raffiniert geschnittenes Maxikleid einfach umwerfend aus. Das gleiche Kleidungsstück würde bei einer weißen Frau mit ähnlichen vollschlanken Maßen nicht zur Geltung kommen, was sage ich, es würde unmöglich aussehen und unsereins würde sich ernsthaft fragen, ob diese Dame zu Hause über keinen Ganzkörperspiegel verfügt. Ganz abgesehen davon, dass eine füllige Weiße vermutlich nicht selbstsicher auftreten kann. Nicht so die Afrikanerinnen. Sie versprühen beim Vorbeirauschen einen Hauch von Perfektion, auch wenn sie aus den townships oder aus den zusammen gekleisterten Hütten kommen. So habe ich beispielsweise meine Perle Pamela, meine Reinemachefrau aus Zimbabwe, nur selten mit dem gleichen outfit gesehen. Sie kommt immer wie aus dem Ei gepellt zu uns und scheint über eine reichhaltige Garderobe zu verfügen. Wenn man ihnen übrigens ein Kompliment diesbezüglich macht und auch noch betont, dass sie sich geschmackvoller kleiden als die Weißen, zucken sie nur selbstbewusst mit den Achseln und kommentieren lächelnd deren Äußeres mit den Worten: Keine Ahnung, warum sich Weiße so unvorteilhaft und fade kleiden …

In diesen ersten Tagen ist die Wartezeit vor dem Lift extrem lang. Neben mir steht eine Big Mama und ich komme nicht umhin, sie samt der Wickeltechnik, der sie sich bedient, zu bewundern. Mithilfe eines bunten länglichen Tuches hat sie ihr Baby auf ihren breiten Rücken gebunden. Mir wird in diesem Moment bewusst, dass ich hier noch keine schwarze Mutter mit einem Kinderwagen gesehen habe. Oder zumindest kann ich mich nicht eines solchen Bildes entsinnen. Das goldige schwarze Zuckerpüppchen ist so fest über dem wuchtigen Hinterteil der Mutter festgezurrt, dass seine Wange an Mamas Rücken gepresst ist und das süße Mündchen vor lauter Druck oval offen steht. Es scheint der Kleinen unmöglich zu sein, den Kopf in die andere Richtung zu drehen, denn es ist eindeutig keine Pufferzone dafür vorgesehen. Tief in diesen Anblick versunken werde ich von einer Dame aus meinen Gedanken gerissen, der mein Halstuch zu gefallen scheint: Oh, I love your scarf. Das ist das Tolle an Südafrika, man wird von Unbekannten angesprochen, man bekommt Liebenswürdigkeiten zu hören, man wird angelächelt – aus heiterem Himmel, einfach so! Eine mir völlig unbekannte Frau überhäuft mich im Lift mit Komplimenten, Oh my God! I love your shoes. Where did you buy them? Und da Italien als Antwort kommt, zieht sie eine Schnute, rollt mit den Augen und gibt gleichzeitig verdrießlich zu, I should have known! They are screaming “made in Italy”Oft sind die Südafrikanerinnen nicht nur an meinem Äußeren interessiert, sondern auch an meinem seelischen Befinden. In der Tiefgarage der Mall geht eine Frau doch tatsächlich soweit, mich einfach anzuhalten und mich besorgt zu fragen, what’s the matter, my dear, you look sad, denn an meinem Gesichtsausdruck könne man erkennen, dass ich traurig sei. In Wirklichkeit fühle ich mich eigentlich ganz wohl, nur dass ich in diesem verflixten Moment erkannt habe, dass es sich hierzulande als ziemlich schwieriges Unterfangen gestalten kann, seinen Wagen wiederzufinden. Danke jedenfalls der Nachfrage!

Ratlos stehe ich mit meinem Einkaufswagen in der Tiefgarage und grase die geparkten Autos ab. Vor mir, hinter mir, eigentlich überall sind nur weiße Wagen zu sehen. Was für eine verhexte Joburger Angewohnheit, sich weiße Autos anzuschaffen. Dabei wird mir bewusst, dass auch wir unsere Wagen in just dieser Farbe gekauft haben, denn jede andere Farbe hätte sechs Monate Wartezeit bedeutet. Der Grund dafür entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.

Das Nummernschild wäre an dieser Stelle eventuell eine enorme Hilfe, vorausgesetzt ich könnte mich an Selbiges erinnern, aber wie um Himmels Willen soll ich mir außer meiner neuen Handynummer, der neuen Festnetznummer, der neuen Adresse samt neuer Postleitzahl nun auch noch die Nummernschilder des neuen Autos merken, die noch dazu keiner Logik unterliegen. Die Deutschen, die für praktische Lösungen bekannt sind, machen es wieder einmal richtig. Dem deutschen Kennzeichenkürzel kann nämlich mit wenig Fantasie entnommen werden, für welche Stadt es steht, beispielsweise B für Berlin. Viele deutsche Wagenbesitzer nehmen das Autofahren richtig persönlich und statten ihr Kennzeichen mit ihrem Namenskürzel aus, setzen noch ihr Geburtsdatum, die Jahreszahl ihrer Hochzeit oder Scheidung ein, auf jeden Fall eine Zahl, die an etwas Privates erinnert und nicht von irgendwoher kommt, wie jetzt bei mir. Wie in aller Welt soll ich mir bitte schön BZ 19 WP GP merken?

Irgendwann und nachdem ich mit meinem Einkaufswagen ungeduldig die Gänge auf und ab rolle, dabei wiederholt den Funkschlüssel betätige und meine Verwirrung in Gereiztheit umschlägt, leuchten neben mir die Lichter eines Qashqai auf und ein bekannter Laut dringt an mein Ohr. Sichtlich genervt verfrachte ich den Inhalt des Einkaufswagens in den Kofferraum und steuere mit dem Kärtchen zwischen den Lippen auf den Schlagbaum zu, im festen Glauben, dass man kurz davor das Kärtchen nur zu zücken und es zielgerecht in den im Apparat dafür vorgesehenen Schlitz zu stecken braucht. Ich gebe mir die größte Mühe dabei, möglichst nah, aber aus begreiflichen Gründen auch nicht zu nah an den Apparat zu kommen. Zufrieden über den idealen Abstand, öffne ich das Fenster und sehe plötzlich … einen Hosenschlitz vor mir.

Ziemlich irritiert über diesen doch recht ungewöhnlichen Anblick so direkt vor dem Autofenster tastet mein Blick den dazu gehörigen Angestellten in Uniform ab. Dieser ist wohl seit geraumer Zeit direkt neben dem Apparat aufgebaut, was mir in meinem Ärger über die übertrieben hohe Anzahl von weißen Autos völlig entgangen ist. Mit einem nicht gerade von Intelligenz zeugenden Blick schaue ich ihm in die schwarzen Augen und er nimmt mir das Kärtchen gönnerhaft aus dem Mund, um es höchstpersönlich in den Apparat bzw. in den Schlitz hineinzustecken. Thank you, kommt es nett aus seinem Mund, so als hätte ich gerade Wunder was vollbracht. Pleasure, flüstere ich und frage mich, wofür er sich eigentlich bedankt, wo er doch die ganze Arbeit geleistet hat. Have a lekker day, wünscht er mir noch auf südafrikanische Art und Weise und ich bringe nur ein einfallsloses you too hervor. Ich frage mich, für wie unfähig Autofahrer hierzulande gehalten werden, dass sie allen Ernstes solch einer Hilfestellung bedürfen. Erst sehr viel später erfahre ich, dass es sich um eine der vielen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen handelt, um die Arbeitslosenrate zu senken. Wie in Trance gebe ich Gas, fahre unter dem Schlagbaum hindurch und an dem Schild vorbei, das einem ebenfalls einen netten Tag wünscht: „We wish you a sparkling day“.

 

Herzlichen Dank an Ute Petkakis für das Gegenlesen!

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