Bhutan ist eine Reise wert - Home Is Everywhere

von Christina Antoniadou

 

Aufgrund meiner Unfähigkeit, einem Flugzeug längere Zeit fernzubleiben, ist meine Mutter schon Einiges gewohnt. Trotzdem offenbart ihr Blick eindeutig Irritation, als ich ihr mein nächstes Reiseziel ankündige. Schon schickt sie sich an, mit mütterlicher Fürsorge die entsprechende Frage zu stellen: Bhutan? Wo liegt denn das schon wieder? Meine Mama ist es gewohnt, dass ihre Tochter zu scherzen beliebt, auf solch eine Antwort ist sie jedoch nicht unbedingt vorbereitet: Mama, du kennst Bhutan nicht? Das Land, aus dem die πουτάνες (ausgesprochen: putanes) kommen! Eigentlich wäre ja zu erwarten, dass der Verlauf dieses Gesprächs meine ansonsten prüde Mama in eine gewisse Verlegenheit bringt, doch genau das Gegenteil ist rätselhafterweise der Fall: Einer der seltenen Momente, in denen sich meine Mutter den Bauch vor Lachen hält und sich Tränen aus den Augen wegwischen muss, folgt. Das griechische Wort „πουτάνα“ (ausgesprochen: putana) kommt ursprünglich aus dem Italienischen puttana und heißt schlicht Prostituierte. Tatsache allerdings ist, dass das Land Bhutan keinerlei Bezug zum Rotlichtmilieu hat, ebenso wenig wie übrigens zu den Flüssiggasen …

Unsere Gruppe, in der wir einmal jährlich gemeinsam ein Land zu erkunden pflegen, setzt für dieses Jahr also das Land Bhutan zum Reiseziel fest. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich von Anfang an dieser Entscheidung eher abgeneigt bin und ernsthaft erwäge, dem „Drachenreich“ oder „Dem Land des Donnerdrachens“, wie das tibetische Wort übersetzt werden könnte, fernzubleiben. Doch es trifft sich gut, dass mir kein Mensch auf der Welt Interesse signalisiert, gemeinsam die Osterferien zu verbringen und ich eigentlich nur vor der Wahl stehe, entweder mutterseelenallein in einer Stadt zu bleiben, die zu Ostern obendrein wie ausgestorben ist oder … mit meiner Busenfreundin samt Gatten und Anhang nach Bhutan zu fliegen. Des Alleinseins überdrüssig packe ich buchstäblich im letzten Augenblick den Koffer, um mich der Bhutan-Gruppe anzuschließen. Und werde es nicht bereuen.

In dem kleinen verwunschenen Himalaja-Königreich, das zwischen den zwei Riesen China und Indien eingekeilt ist, in etwa die Größe der Schweiz und weniger als eine Millionen Einwohner hat, sind viele Dinge einfach anders als anderswo. Schon durch seine geografische Lage war es lange von der Außenwelt abgeschirmt, aber auch durch die restriktive Politik, die weder Autos noch Telefon zuließ. Erst in den letzten Jahrzehnten öffnete sich das mythische buddhistische Land nach langer Abschottung von der sogenannten modernen Zivilisation. Scheu und schüchtern signalisierte es – so möchte man fast meinen –, dass es sich so wenig wie möglich verändern möchte. Erstmals akzeptierte das buddhistische Königreich 1999 den westlichen Fortschritt und führte Fernsehen und Internet ein. Wenige Tausende Touristen reisen pro Jahr ein, zu denen unsere Gruppenmitglieder – es sind derer 5 – gehören. Jedoch wird der Tourismus immer mehr zu einem der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des Landes, indem die Einreise geschickt über einen Tagessatz von mindestens 250 US-Dollar reguliert wird, was mit Übernachtung, Verpflegung und Transport verrechnet wird. Durch diesen nicht gerade niedrigen Preis werden Billig- und Rucksacktourismus automatisch ausgeschlossen und damit auch die Wahrscheinlichkeit, ein zweites Nepal zu werden. Touristen dürfen grundsätzlich nicht allein durch das Land reisen, sondern müssen immer in Begleitung eines Guides und eines Fahrers sein, was wiederum nicht im Sinne eines Rucksacktouristen ist, der ein Land am liebsten im Alleingang durchforstet.

Wir kommen in einer Verfassung, die Schlaf erfordert, am Paro International Airport an und stehen mit Sack und Pack einem nicht übersehbaren Schild gegenüber. Auf demselbigen sind fünf Männer von enormer Ähnlichkeit abgebildet, die uns allesamt mit einem wohlwollenden Blick begutachten. Es sind die Könige, die im letzten Jahrhundert das Land regieren. Unter jedem Foto steht Druk Gyalpo Jigme Wangchuck, nur bei den letzten drei Königen sind vor dem Wangchuck noch ein oder zwei Namen eingefügt. Das House of Wangchuck hat hierzulande zweifellos das Heft in der Hand. Bei der Staatsform handelt es sich um eine Erbmonarchie, folglich wird die Macht wie eine Staffel vom Großvater zum Sohn und dann weiter zum Enkel übergeben, sodass alles in der Familie bleibt und alles seine Ordnung hat und die Königsfamilie zufrieden ist. Das selbstbewusste Statement über den Fotos der starken Dynastie lässt keinen Zweifel diesbezüglich aufkommen: 103 years of Peace, Unity & Happiness. Wir sind beeindruckt!

Unser Guide Sonam heißt uns auf eine sehr einnehmende Art willkommen und soll uns für die nächsten Tage fortwährend aus heiteren, geschlitzten Augen anlächeln. Er richtet das Wort aufgrund der frappierenden Ähnlichkeit unserer Mannschaft mit der Königsfamilie des Landes – eine Tatsache, die wir noch nicht erahnt haben, aber auf die wir noch öfters angesprochen werden – direkt an den einzigen Mann der Gruppe: Sind Sie mit Ihren vier Ehefrauen angereist? Unter normalen Umständen ist unser männlicher Begleiter, der in jeder Situation den nötigen Überblick behält, keineswegs um eine Antwort verlegen. Im vollen Bewusstsein, dass er – kaum dem Flieger entstiegen – schon zum Gegenstand allgemeinen Neides geworden ist, setzt er zur passenden Antwort an. Doch Sonam kommt ihm zuvor und teilt uns stolz mit, dass Bhutans König auch vier Ehefrauen habe, welche sogar allesamt Schwestern seien und nach und nach unter die königliche Haube gekommen seien, die jüngste – wie es sich gehört – als Letzte. Einstimmig befinden wir, dass der König bei der Auswahl seiner Ehefrauen mit scharfem Verstand vorgegangen sei, denn trotz der Menge an Ehefrauen habe er die Anzahl von Schwiegermüttern klein halten können. Was für ein aufgeweckter Zeitgenosse! Im Gegenzug versuchen wir unserem Guide zu erklären, dass Polygamie in unserem vom Feminismus und Gleichberechtigung geprägten westlichen Kulturkreis ein doch eher verpöntes Phänomen sei und darum nur eine von uns mit dem männlichen Reisebegleiter verheiratet sein könne. Die restlichen Damen seien unverheiratet und würden somit logischer- oder auch glücklicherweise über keine Schwiegermutter verfügen. Diese Information scheint den Guide in keinster Weise erreicht zu haben, denn in Anlehnung an den König Bhutans und dessen Harem heißen wir ab sofort nur noch The King and his four wives. Nun gut!

Wie war denn Ihr Flug? Hatten Sie Angst bei der Landung? fragt uns Sonam als Nächstes, während er uns zum Auto geleitet. Warum sollten wir Angst bei der Landung gehabt haben, fragen wir mit einer überheblichen Selbstverständlichkeit zurück, die Fernreisenden eigen ist. Und ohne diese gehörige Portion Selbstgefälligkeit verbergen zu können, fügen wir noch hinzu, dass wir schließlich das Fliegen gewohnt sind und folglich weder Flugangst noch sonstige Panikattacken zu befürchten haben. Achselzuckend erwidert er: Ich meine ja nur … weil doch der Flughafen Paro zu den gefährlichsten auf der Welt gehört … und dabei hievt er einen Koffer nach dem anderen in den geräumigen Kofferraum. Wir schauen uns vielsagend an und ich tue das, was ich in solchen nach einer Aufklärung verlangenden Situationen stets zu tun pflege. Ich befrage meinen Freund Google. Und bin froh, dass ich es nicht vor der Reise getan habe, denn der Artikel, den ich finde, beginnt alles andere als einladend und erst recht nicht motivierend mit den Worten: Wenn Sie ohnehin schon zu den Passagieren mit Flugangst zählen, sollten sie nicht weiterlesen. Entsetzt lese ich natürlich trotzdem weiter, zumal ich ja keine Flugangst habe, und erfahre, dass bei der Landung auf dem Flughafen Paro eine große Portion Glück eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Die Schwierigkeit ergibt sich vorwiegend aus der Lage des Flughafens, der ins tiefe Tal von Paro hineingequetscht wurde und von bis zu 5.400 m hohen Bergspitzen des spektakulären Himalaja-Gebirges umgeben ist. Erschwerend hinzu kommt der Umstand, dass seine Landebahn nur knapp zwei km lang ist und darum als besonders gefährlich eingestuft wird. Angeblich haben nur besonders ausgebildete Piloten weltweit – es sind derer acht – die entsprechende Lizenz, um dort landen zu dürfen. Um mir ein konkretes Bild von dem Risiko einer Landung machen zu können, schaue ich mir auch noch das Video dazu an und reiße die Augen vor Entsetzen weit auf. So atemberaubend bzw. haarsträubend kann sich also ein wackeliger Landeanflug auf Paro gestalten. Wie gut, dass ich bei der Landung keinen Fensterplatz hatte …

https://www.youtube.com/watch?v=zXWTqufi

Glücklich, die Landung ohne nennenswerte Verluste überstanden zu haben, steigen wir in den Großraum-Van ein und die Reise durch Bhutan kann beginnen. Schon in den ersten Momenten fällt uns die dominante Rolle des Drachens in diesem Land auf. Er ist allgegenwärtig, es gibt kaum ein Bild, kaum eine Geschichte, wo er nicht auftauchen würde. Generell stolpern wir in diesen Tagen immer wieder über Symbolträchtiges, wie den schon erwähnten Drachen, die Gebetsmühlen, die Gebetsfahnen und eine Vielzahl von Göttern. Sonam besteht darauf, dass es sich bei diesen maskenähnlichen Dämonen um friedvolle Gottheiten handelt, doch uns Europäern erscheinen sie mit den hässlichen Grimassen, die sie schneiden, alles andere als freundlich. Als wir ihn daraufhin ansprechen, erwidert er, dass diese Gottheiten nur die Unwissenden, also Leute wie uns, ängstigen, da wir ihre wahre Natur nicht erkennen. Denn eigentlich nehmen sie nur deshalb eine zornige Gestalt an, um die bösen Geister zu bezwingen, die dem Buddhismus feindlich gesinnt sind.

Am allerwichtigsten scheint in Bhutan ein gewisser Guru zu sein, der 1616 aus Tibet geflogen kam, um das Land mitten in den hohen Bergen zu gründen. Diese Jahreszahl habe ich mir keineswegs aufgrund meines ausgezeichneten Gedächtnisses merken können – weit gefehlt, denn Herr Alzheimer lässt immer öfter grüßen! Es hat vielmehr mit unserem Guide zu tun. Egal welche Information religiöser, traditioneller, kultureller, landeskundlicher oder historischer Art uns zuteil wird, immer wird als Anhaltspunkt diese Jahreszahl genannt.

Unser Van bahnt sich mühevoll den Weg durch die entlegenen und gastlichen oder auch weniger gastlichen Provinzen Bhutans. Wir fahren an den buddhistischen Klosterburgen vorbei, die sich allesamt Dzong nennen und von großem Interesse sind, holpern durch winzige Dörfer, und schlängeln uns durch ein bergiges, serpentinenreiches Land. Abgründe tun sich auf, wenn man aus dem Fenster schaut, sowohl im übertragenen als auch im wort-wörtlichen Sinne.

Stolz schaffen wir es bis zum Punkt Chelela auf der Straße Dantak Road, wohl einer der höchsten Punkte der Welt, die mit dem Auto erreichbar sind. Der Wind quittiert unseren Übermut mit einer heftigen Böe und pustet uns gewaltig durcheinander, so als ob er uns kopfschüttelnd fragen wollte, wie wir bloß auf die unverfrorene Idee gekommen sind, ihn in solchen widrigen Höhen aufzusuchen. Das obligatorische Foto vor der Tafel mit der Zahl 3.988 m, das unsere Waghalsigkeit beweist, bedarf keines Kommentars. Sämtliche Haare stehen in vertikaler oder horizontaler Richtung von unseren Köpfen ab und die aufgeblasenen Anoraks lassen uns nicht gerade vorteilhaft erscheinen. Aber was soll’s?

Während der Fahrt gibt sich unser Guide stets größte Mühe, die visuellen Eindrücke durch die entsprechenden Informationen zu ergänzen und lässt uns Wissenswertes über seine Heimat zuteil werden. Das mit der Erbmonarchie haben wir längst verinnerlicht, auch an den Umstand mit der Großfamilie und der einzigen Schwiegermutter haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Als Nächstes kommt noch etwas Landesspezifisches, worauf Bhutans König besonders stolz sein darf. In diesem Land wird anders berechnet als in anderen Ländern, da man nicht blind dem Westen folgt, sondern eigene Wege geht. Seine Majestät erfand das Bruttonationalglück, das Prinzip Gross National Happiness, als Maßstab des Wohlstandes, welches auf folgenden vier Säulen beruht: eine sozial gerechte Gesellschaft, Bewahrung und Förderung kultureller Werte und der Tradition, Schutz der Umwelt, gute Regierungs- und Verwaltungsstrukturen.

Als wir nach Beispielen fragen, um es auch praktisch nachvollziehen zu können, kommt prompt die Antwort, dass es z.B. in Bhutan verboten ist, Steine in einen See zu werfen, weil man damit die Fische irritieren und stören würde. Auch ist es strengstens untersagt, auf Berge zu steigen, die höher als 6000 Meter sind, um die Geister, die dort leben, nicht zu stören. Deshalb liegt der höchste Berg der Welt, der noch nie bestiegen wurde, in Bhutan. Der Gangkhar Puensum ist 7.570 m hoch und steht praktisch als Sinnbild dafür, dass ein Ausverkauf des Himalajas, wie er in Nepal betrieben wird, für Bhutan nicht in Frage kommt. Diese Informationen bedürfen einiger Momente, um verinnerlicht und eingeordnet zu werden. Sobald dies geschehen ist, drängen sich Fragen auf, wie beispielsweise, ob die Fische diesbezüglich befragt wurden und ob Statistiken durchgeführt werden, das Glücksgefühl der Bürger zu messen, zumal Bhutan zu den ärmsten Ländern der Welt zählt. Bedauerlicherweise erhalten wir keine Antwort.

Die Fahrt geht weiter durch die kurvige Landschaft Bhutans und wir fahren an kleinen Dörfern mit armseligen Häusern vorbei. Männer und Frauen arbeiten auf den Feldern, Schüler sind auf dem Weg nach Hause. Freudig schwatzend, lachend und grinsend schwenken sie den Korb hin und her, in dem sich vermutlich das Pausenbrot befand. Sie tragen ausnahmslos Schuluniform, welche die Armut erfolgreich zu verbergen vermag.

Während mich in Anbetracht der Bedürftigkeit um uns herum die Frage nach dem nationalen Glücksgefühl besonders intensiv beschäftigt, erfreuen sich der einzige Ehemann und die drei Haremskolleginnen seit geraumer Zeit eines völlig ungestörten Schlummers, was den Serpentinen zu schulden ist. Nur ihre regelmäßigen Atemzüge sind zu vernehmen. Als Beifahrer genieße ich die Fahrt und die Landschaft umso mehr.

Als wir durch den nächsten Ort fahren, fällt mir ein Bild auf, bei dessen Anblick ich die ganze Mannschaft etwas unsanft aus dem Schlaf trommle: Schaut mal, die Bremer Stadtmusikanten! Schlaftrunken blinzeln sie in die Weite Bhutans und benötigen einige Zeit, ehe sie die Situation erfassen. Die verblüffende Ähnlichkeit mit dem bekannten Volksmärchen ist nicht von der Hand zu weisen. Genauso wie sich bei den Brüdern Grimm Hund, Katze und Hahn nacheinander auf dem Esel türmen, stehen auf dem bhutanischen Bild Affe, Hase und Rebhuhn in ebendieser Reihenfolge auf dem starken Rücken eines Elefanten. Ich bin begeistert, dass sich eine ähnliche Geschichte und unabhängig von den Brüdern Grimm im Himalaja-Gebirge entwickelt hat, mit einigen Abweichungen versteht sich, aber eine Geschichte muss natürlich auch in den entsprechenden landeskundlichen Rahmen passen. Schließlich verfügen wir in Europa weder über Elefanten noch über Affen und darum mussten sich die Bremer Stadtmusikanten eben mit einem Esel und einem Hund behelfen. Als die begeisterten und unterdessen munteren Europäer versuchen, dem Guide zu erklären, dass sie die Geschichte mit den vier Tieren, die in Bremen musizieren wollten, kennen, schaut er recht verstört drein.

Wie alles in diesem symbolträchtigen Land verbirgt sich nämlich auch dieses Mal eine viel tiefer gehende Moral. Allein schon der Titel „Die vier Freunde“ beweist dies allerdings noch nicht, denn Ähnliches kennen wir in Europa mit der Zahl fünf, doch Enid Blyton lässt sich fürwahr weder spirituell noch intellektuell nennen. Es sind mehr Informationen vonnöten, um zu begreifen, was Sonam meint: In der heiligen Schrift Tibets ist eine Sammlung von Legenden enthalten, die die segensreiche Befolgung der empfohlenen Tugenden schildern und die Schädlichkeit bösen Tuns demonstrieren. Besonders charakteristisch ist die Erzählung von der Übereinstimmung der vier geistigen Brüder, eben des Elefanten, des Affen, des Hasen und des Rebhuhns, die harmonisch zusammenleben und deswegen als Vereinigung der Nationen aufgefasst werden. Kleinlaut hören wir zu und erkennen beschämt, wie profan die Brüder Grimm bei der Niederschrift dieses Märchens vorgegangen sind. Selbst bei allergrößter Mühe lässt sich keinerlei Parallele zu den Bremern und der Räuberbande finden. Außer der Anzahl der Tiere vielleicht. Auch würde in Deutschland niemand auf den Gedanken kommen, die vier Freunde auf Einladungskärtchen zum Neujahrsfest abzubilden, wie es hierzulande üblich ist.

Der tibetische Buddhismus ist hier zweifellos zu Hause. Wo auch immer sich die Gebetswalzen befinden können, tun sie es und variieren dabei von XXXXS bis XXXXL, sodass die Bewohner des Landes bei jeder Gelegenheit daran drehen können, damit die Gebetswalzen ihre Kraft durch die Bewegung entfalten und für die Gläubigen gutes Karma anhäufen.

Sichtbares Zeichen der tiefen Religiosität sind auch die hohen, weißen Fahnen, die an die Toten erinnern sollen und immer als Gruppe in der Landschaft zusammenstehen. Vielleicht sollen sie signalisieren, dass der Tod nicht unbedingt Einsamkeit bedeutet. Zumindest lassen sie diesen Gedanken kurz aufkommen.

Nicht zu übersehen sind auch die kleinen rechteckigen Gebetsfahnen, die wirklich millionenfach und überall in der Landschaft, an jedem Bergpass, auf jedem Bergkamm, auf halsbrecherisch steilen Hängen und Felsen, in Tälern und Schluchten hektisch im Wind flattern, dem sie bis zur vollständigen Verwitterung ausgesetzt sind. Nach Überzeugung der Gläubigen werden so die Gebete dem Himmel zugetragen. Sie senden positive Erwartungen, Hoffnungen und gute Wünsche, sowie segensreiche Mantras und Gebete in die Welt hinaus und werden bei Geburten, Todesfällen und Anlässen jeder Art gestiftet. Die Fahnen, die nebeneinander hängen, haben immer abwechselnd und der Reihe nach die 5 Farben Blau, Weiß, Rot, Grün und Gelb, die – wie wir uns sagen lassen – für die fünf Elemente Luft, Feuer, Wasser, Raum und Erde stehen. Generell spielt die Zahl fünf im tibetischen Buddhismus eine zentrale Rolle und verkörpert die vier Himmelsrichtungen sowie das Zentrum. So gesehen haben wir als 5-köpfige Reisegruppe alles richtig gemacht, stellen wir beruhigt fest. Wie gut, dass ich mich also im letzten Moment doch noch für diese Reise entschieden habe!

 

FORTSETZUNG FOLGT …

 

Herzlichen Dank an Ute Petkakis für das Gegenlesen!

Copyright 2018 Christina Antoniadou / All rights reserved 

 

 

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